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Participation Week

22. bis 26. November 2021

Wie kann Teilhabe gestärkt werden? Wie können partizipative Forschungs- und Entwicklungsprozesse gestaltet werden? Welche langfristige Wirkkraft könnten die neuen Formen der postdigitalen Partizipation haben, die sich seit 2020 in virtuellen Räumen etabliert haben? Das sind nur einige der Fragen, deren Relevanz mit der Coronapandemie für Gesellschaft und Forschung noch sichtbarer geworden sind.

Partizipation ist ein zentraler Begriff des Leibniz-WissenschaftsCampus - Postdigtale Partizipation - Braunschweig. Die dritte jährliche Campus Veranstaltung beleuchtete diesen Begriff aus unterschiedlichen Persepktiven. Wir luden Bürger*innen, Wissenschaftler*innen, und Praxispartner*innen herzlich dazu ein, sich in unsere vielfältigen Veranstaltungsformen einzubringen und mit uns ins Gespräch zu kommen.

Die Veranstaltung wurde virtuell durchgeführt, öffentlich und kostenfrei.

 

 

PROGRAMM

Paticipation Week

Mo / 22.11. / 16-18 Uhr

Per Ole Uphaus1, Harald Rau1

1Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Institut für Medienmanagement

Die fortwährende Digitalisierung übt erheblichen Druck auf lokale und regionale Nachrichtenanbieter*innen aus. Diese verlieren Leser, damit Reichweite und die Anzeigen-Auflagen-Spirale kennt nur eine Richtung: nach unten. Die Begründung liegt zumeist im Verweis auf den Online-Wettbewerb, wenngleich insbesondere für den deutschsprachigen Raum nachgewiesen wurde, dass marktbezogene Veränderungen bei regionalen Medien bereits vor dem Siegeszug des Internets empirisch nachweisbar waren. Location-Based Services (LBS) können vor diesem Hintergrund als Schlüsseltechnologie für Geschäftsmodellinnovationen gesehen werden. Die Ergebnisse eines 2019 durchgeführten Fokusgruppengesprächs mit Journalist*innen und Redaktionsmanager*innen verdeutlichen jedoch, dass die Befragten LBS in erster Linie mit Werbe- und Marketingzwecken assoziieren, nicht jedoch mit dem Potenzial, lokale Nachrichten zu bereichern. In dem Panel steht ein Fokusgruppengespräch mit Journalist*innen und Redaktionsmanager*innen im Mittelpunkt, in dem Potenziale standortbasiert-partizipativer Kommunikation für Geschäftsmodellinnovation im Lokaljournalismus thematisiert werden.

Di / 23.11. / 10-11:30 Uhr

Dima Meiqari1, Olaf Mumm1

1Institute for Sustainable Urbanism Sp.A.C.E Lab., Technische Universität Braunschweig

Lärm ist ein großes Problem in vielen deutschen Städten. Dauernder Lärm über 55 dB des Nachts und 65 dB am Tag wirkt sich negativ auf die Gesundheit der Betroffenen aus. Häufig wohnen in besonders stark von Lärm betroffenen Quartieren oder Straßenzügen sozial benachteiligte Menschen. Lärm hat über soziale Fragestellungen hinaus aber auch ökonomische Folgen, z. B. Flächen an stark befahrenen Straßen stehen für die Entwicklung nur bedingt zur Verfügung, in Neubauvorhaben müssen häufig technisch-bauliche Lösungen zur Lärmmitigation umgesetzt werden, um gesunde Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu gewährleisten. Dies führt zu höheren Baukosten und daher auch unmittelbar zu höheren Mieten. Auf Grundlage der europäischen Umgebungslärmrichtlinie (Richtlinie/2002/49/EG) werden von der Stadtverwaltung Lärmaktionspläne erstellt und im Rat beschlossen. Dabei geht es darum, umzusetzende Maßnahmen für die Minderung von Lärm zu entwickeln, die in enger Abstimmung mit der betroffenen Öffentlichkeit alle fünf Jahre aktualisiert werden. Wie können solche partizipativen Formate gestaltet werden, um die Bewohner*innen Teil des Prozesses werden zu lassen. Technologien können dabei genutzt werden, um die eigene Wohn- oder Arbeitsumgebung auf Lärmemissionen hin zu überprüfen und so Informationen für die Stadtentwicklung und die Lärmminderungsplanung zu sammeln. Im Austausch mit den Bürger*innen sollen individuelle Wahrnehmungen und Erfahrungen von Lärm in der Stadt erfahrbar gemacht und diskutiert werden.

 

Di / 23.11. / 15-17 Uhr

Dagmar Meyer1

1 Institut für Elektrische Anlagen und Automatisierungstechnik, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

"Wir müssen nicht fragen, ob die Älteren reif für das Internet sind, sondern, ob das Internet reif für die Älteren ist." Diese Aussage von Prof. Dr. Dr. h. c. Ursula Lehr, Bundesministerin a.D. und Ehrenvorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) drückt aus, was von der Expertenkommission auch im Achten Altersbericht – Ältere Menschen und Digitalisierung gefordert wird: Digitale Partizipation älterer Menschen setzt die Konzeption und Entwicklung adäquater Bedienschnittstellen für digitale Systeme jeder Art voraus.

Das Ziel des geplanten Workshops besteht in der Erarbeitung von wichtigen Aspekten für die Gestaltung von Mensch-Computer-Schnittstellen für diese Zielgruppe anhand ausgewählter Szenarien. Dabei soll der Fokus nicht nur auf eventuellen altersbedingten motorischen oder sensorischen Einschränkungen liegen. Vielmehr sollen Wünsche und Präferenzen, aber auch Hindernisse an praktischen Demonstrationsbeispielen erarbeitet werden. Dies geschieht im Spannungsfeld zwischen technikaffinen und an deren Entwicklung beteiligten und älteren oder beruflich mit der Betreuung älterer Menschen befassten Personen, was überraschende, neuartige und kreative Ideen erwarten lässt.

Mi / 24.11. / 13-14 Uhr

Katharina Poltze1und Felicitas Macgilchrist1, 2

Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, ² Georg-August-Universität Göttingen

Außer dem Bildungsort Schule gibt es viele weitere außerschulische Lernorte, an denen Kinder und Jugendliche lernen, relevante Kompetenzen ausbilden und Erfahrungen sammeln können. Neben Museen, künstlerischen Einrichtungen oder historischen (Bildungs-)Orten werden auch Makerspaces, FabLabs, Digital Labs und Co immer häufiger zu (postdigitalen) Lern- und Bildungsorten, die auch mit schulischen Akteur*innen zusammenarbeiten. Durch die strukturellen Bedingungen von Schulen gibt es aber nicht nur große Potenziale, sondern auch Herausforderungen in der Zusammenarbeit für alle beteiligten Akteur*innen.

Doch was sind eigentlich Unterschiede zwischen ‚Schulen‘ und ‚außerschulischen Lernorten‘? Was macht eine gelungene Zusammenarbeit zwischen ihnen aus? Was sind die ‚Gelingensbedingungen‘ einer erfolgreichen Kooperation? Was macht eigentlich eine gelungene Partizipation diverser Teilnehmer*innen in den ganz unterschiedlichen Bildungskontexten aus? Und welche Bildungspotenziale gibt es im Bereich der außerschulischen (post-)digitalen Bildung?

Solche spannenden Fragen und Themen möchten wir in diesem einstündigen Format im Rahmen der Participation Week des Leibniz-WissenschaftsCampus – Postdigitale Partizipation aufgreifen. Dafür laden wir alle Interessierten zu der Veranstaltung ein, um mit Mitarbeitenden ganz unterschiedlicher außerschulischer Lern- und Bildungsorte ins Gespräch zu kommen. Ziel ist, einen Raum zu eröffnen, um etwas über ihre Erfahrungen zu hören sowie Ideen und Perspektiven auszutauschen.

Mi / 24.11. / 18-19:30 Uhr

Susanne Robra-Bissantz1, Pascal Abel1, Felix Becker1, Inga Stang1 und Timo Strohmann1

1 WI2: Wirtschaftsinformatik - Informationsmanagement, Technische Universität Braunschweig,

Jedes Projekt, jeder Verein, jede*r Bürger*in mit einer guten Idee dazu, wie man gemeinsam und partizipativ den gemeinsamen Lebensraum besser gestalten könnte, sieht sich mit dem Problem konfrontiert, wie man Menschen dazu motivieren kann mitzumachen und diese dann auch langfristig zusammenzuhalten. Woran liegt es, wenn alles wunderbar klappt und man am Ende gemeinsam einen lebenswerteren Campus, einen nachhaltigen Gemeinschaftsgarten oder für alle Bürger wertvolle Orte und Oasen in der Stadt schaffen konnte? Was hat vielleicht gefehlt, wenn zu wenig Interessierte und Macher gefunden wurden, erste Erfolge in Streitigkeiten münden oder im Sand versickern? In unserem Beitrag wollen wir das gemeinsam mit unterschiedlichsten Projekten, Vereinen und/oder interessierten Bürger*innen herausfinden und am Ende auf Handlungsempfehlungen für jede*n kommen, der/die bottom-up in seinem/ihrem Lebensraum etwas bewegen möchte.

Do / 25.11. / 12-13 Uhr

Per Ole Uphaus1 und Harald Rau1

1 Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Institut für Medienmanagement

https://www.postdigitalparticipation.org/ausblick/postdigital-lunch-10

 

Do / 25.11. / 14-15 Uhr

Tanja Heuer1, Linda Münch2 und Dennis Niewerth3

1 Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Institut für Information Engineering, 2 Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Soziale Arbeit, 3 Deutsches Schifffahrtsmuseum Leibniz-Institut für Maritime Geschichte

Das Projekt: „Kulturelle Teilhabe im Museum – Potenziale der Digitalisierung“ zielt darauf ab, Teilhabemöglichkeiten für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen in Museen zu stärken. Es wird ein partizipationsorientierter Forschungsansatz verfolgt, um Bedarfe und Wünsche konkret in den Entwicklungsprozess mit einbinden zu können. Um eine Museumsführung besonders spannend, abwechslungsreich und bedarfsgerecht zu gestalten, besteht der aktuelle Ansatz darin, interaktive Erlebnistouren exemplarisch für das Deutsche Schifffahrtsmuseum Bremerhaven zu entwickeln. Dafür ist es für uns von besonderem Interesse, welche Art von Vermittlungskonzepten (Quizze, Suchen und Finden, Rätsel, Puzzle, Zuordnungen und vieles mehr) für Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen in diesem Kontext geeignet sind. Unser Fokus liegt darauf, zu analysieren, welche Vermittlungskonzepte konkret für die Zielgruppe hilfreich sein können. Aufbauend auf den Ergebnissen erster Untersuchungen, möchten wir uns im Rahmen eines Diskussionsformates gemeinsam mit den Zielgruppen, der breiten Öffentlichkeit und den Campusmitgliedern austauschen, wie Menschen mit intellektuellen Beeinträchtigungen, beim Transfer vom Analogen ins Digitale erfolgreich einbezogen werden können. Zusätzlich besteht durch die große räumliche Entfernung der verschiedenen Projektbeteiligten der Bedarf, weitere Austausch-, Abstimmungs- und Kommunikationsmöglichkeiten zu finden.

Campus Day

Fr / 26.11. / 9 - 18 Uhr

Fr / 26.11. / Session 1

Felicitas Macgilchrist1, 4, Katharina Poltze1, Alexa Kreissl² und Nina Grünberger3

Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, Institut für Architekturbezogene Kunst, TU Braunschweig, ³ Zentrum für Lerntechnologie und Innovation, PH Wien, 4 Georg-August-Universität Göttingen

Partizipative Forschungsmethoden ermöglichen Forschenden direkt und ‚bottom-up‘ mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Akteur*innen zusammenzuarbeiten, um Forschungsziele zu erreichen und gesellschaftliche Prozesse in unserer postdigitalen Welt zu gestalten. Recht offen ist hingegen die Frage, wie solche partizipativen Forschungs- und Entwicklungsprozesse, insbesondere in Bildungskontexten, gestaltet werden können.

Nina Grünberger hat in dem explizit partizipativen ÖHA!-Projekt mit unterschiedlichen Projekt- und Praxispartner*innen verschiedene Fragen im Themenbereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufgegriffen und Lehr- und Lernmittel zur Sensibilisierung für ökologisch-verantwortliches (Medien-) Handeln in der Schule und darüber hinaus gestaltet. Über dieses Projekt eröffnen die Teilnehmenden ein Gespräch zu den Fragen: Was kann Partizipation in unterschiedlichen (Forschungs- und Themen-)Kontexten heißen? Und wie kann sie mit ganz unterschiedlichen Akteur*innen und innerhalb (sehr) strukturierter Bildungskontexte ermöglicht werden?

Fr / 26.11. / Session 2

Susanne Robra-Bissantz1, Pascal Abel1, Felix Becker1, Inga Stang1 und Timo Strohmann1

1 WI2: Wirtschaftsinformatik - Informationsmanagement, Technische Universität Braunschweig

Die beiden Projekte “Menschen, digitale Intelligenz & Wiederverwertung –gemeinsam Stadtleben gestalten” sowie “Participation Companion: A Virtual Companion to Support Civic Participation” beschäftigen sich mit dem Thema der (auch) digital unterstützten Partizipation. In beiden Projekten stellt sich unter anderem die Frage, wie Bürger ebenfalls (auch) digital zu einer aktiven, langfristigen und nachhaltigen Zusammenarbeit zur Verbesserung des Stadtlebens motiviert werden können. Beide Projekte werden, zumindest in Teilprojekten, gemäß des Paradigmas des Design Science Research, also der gestaltungsorientierten Forschung, erforscht.

Im Panel finden sich Expert*innen zusammen, die über unterschiedliches Wissen hinsichtlich digital unterstützter Motivation verfügen, um gemeinsam in einer moderierten Diskussion zu Ideen für die Design-Zyklen der Projekte zu gelangen. Um auch Erkenntnisse aus der Praxis und damit die Sicht von Bürger*innen und bestehenden Projekten einbringen zu können, wird diese Sicht von einem Panelisten unter Rückgriff auf die Erkenntnisse der Session der Participation Week vertreten. Ziel ist es, die unterschiedlichen Theorien und Konzepte aus der Wissensbasis so zusammenzuführen, dass eine zukünftige digitale Partizipationsplattform oder ein Participation Companion darauf aufbaut.

Fr / 26.11. / Session 3

Philipp Deny1, Tanja Heuer2, Linda Münch3, Marvin Priedigkeit1 und Andreas Weich1

Georg-Eckert-Institut – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung, 2Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Institut für Information Engineering3 Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Soziale Arbeit

In partizipativen Forschungsprojekten sind Personen aus verschiedenen Lebens- und Arbeitsbereichen in verschiedenen Rollen und mit verschiedenen Einflussmöglichkeiten und Machtverhältnissen involviert. Dies allen Beteiligten transparent zu machen und die Konsequenzen für den Forschungsprozess gemeinsam zu reflektieren, ist eine vielfach formulierte Forderung an gute partizipative Forschung. Gleichzeitig ist es nicht trivial, die Hintergründe, Rollen und Machtverhältnisse konzeptionell klar zu konturieren, begrifflich nachvollziehbar zu benennen und ihre konkreten Relationen zueinander zu repräsentieren.

Im Rahmen des Campus Day wird daher ein Austausch über diese Herausforderungen und die Formulierung möglicher Lösungsansätze angeboten. Ziel ist es, zum einen sowohl in der internen Kommunikation ebenso wie in der Öffentlichkeitsarbeit und der öffentlichen Diskussion einen weiteren Schritt hin zu einem gemeinsamen Verständnis im Hinblick auf die Konzeption und Darstellung von Partizipationsstrukturen anzustoßen. Zum anderen zielt das Panel darauf ab, Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Zusammensetzung und konzeptionellen Einbindung verschiedener Beteiligter zu explizieren. Als Grundlage für die Diskussionen dienen die Überlegungen aus dem „PartNet-Diskussionspapier: Beteiligte an Partizipativer Gesundheitsforschung“ (PartNet, 2021).

Fr / 26.11. / Session 4

Per Ole Uphaus1 und Harald Rau1

1 Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften, Institut für Medienmanagement

Internetaffine Menschen bekommen täglich über Nachrichtenaggregatoren und soziale Netzwerke so viele Inhalte in ihre persönlichen „Timelines“ gespült, dass sie häufig Urheber nicht zuordnen und die Qualität nicht einschätzen können. Eine Vielzahl von Informationen ist zudem irreführend oder bewusst falsch (Fake News), man weiß also nicht welchen Inhalten man vertrauen kann. Das auf der Plattformlösung Cluster umgesetzte Reputationsprinzip adressiert dieses Problem. Die Reputation des Absenders ist offen sichtbar, diese wird als zusätzliche Währung einkalkuliert und dient der Sicherung von Qualität: Veröffentlicht eine Person Inhalte mit Fehlinformationen, riskiert sie unmittelbaren Reputationsverlust. Gesellschaftliche Kommunikation benötigt in der Postdigitalität neue und partizipativ gestaltete Routinen, am Beispiel lässt sich mit den Teilnehmenden des Campus Day sehr gut diskutieren, wie diese gestaltet werden können.