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MeSch - Meritorischer Schlüssel: Bedürfnisbefriedigung in der postdigitalen Welt

„Die jetzigen Bürgermedien als starre, traditionelle Institution sind jedoch nicht mehr zeitgemäß. Höchste Zeit also, um endlich aus dem Dornröschenschlaf aufzuwachen.“ (Nowak, 2023).

Wie können Bürgermedien in einer postdigitalen Welt relevant sein – und das bedeutet sowohl relevant werden als auch, wenn man von einer bestehenden Relevanz ausgeht, relevant bleiben. Das Projekt nutzt das theoretische Konzept der meritorischen Bedürfnisse als Schlüssel zu einer zukunftsorientierten Ausgestaltung von Bürgermedien. Weil sie in der überwiegend wirtschaftswissenschaftlich ausgerichteten Diskussion meritorischer Güter bislang noch nicht ausreichend erforscht sind, muss man zusätzlich fragen: Können Medien überhaupt solche Bedürfnisse erfüllen? Ergänzend fragt das Projekt, ob Bürgermedien hierfür eher in der Lage sein könnten, als das in Europa noch immer dominierende System gebühren- oder steuerfinanzierter Medien. Schließlich fehlt sowohl in der Bundesrepublik wie auch in den betroffenen Ländern in Europa (u. a.: Schweden, Finnland, Schweiz, Österreich) in zunehmendem Maße die Akzeptanz, Rundfunkbeiträge zu zahlen. Schließlich ist von Interesse, wie Bürgermedien zukünftig aussehen müssen, damit sie meritorische Bedürfnisse befriedigen.

In einem ersten Schritt wird eine Skala entwickelt, die am Gemeinwohl orientierte Bedürfnislagen im Kontext des Medienangebots nachweist. Da ein systematischer Nachweis kollektiver Bedürfnisse schnell an seine Grenzen stößt, geschieht dies auf der Ebene des Individuums. Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse wird geprüft, wie Medieninhalte in einer postdigitalen Welt gestaltet sein müssen, um diese Bedürfnisse zu adressieren. Auf diese Weise kann die empirische Herangehensweise unterstützen, relevante Inhalte zur Bedürfnisbefriedigung zu entwickeln – um Bürgermedien zukunftsfähig in einer postdigitalen Welt zu machen.

Die zu entwickelnde Skala wird im Idealfall also die Arbeit an und mit nachfrageorientierten und möglicherweise quotenstarken Medienangeboten ermöglichen, die meritorische Bedürfnisse ansprechen. So kann die erhoffte Quantifizierung von meritorischen Bedürfnissen sehr konkrete Handlungsempfehlungen für das Management, die Weiterentwicklung und die (demokratieförderliche) Ausgestaltung von Bürgermedien ermöglichen. Bürgermedien sind in der Bundesrepublik bis heute nicht ohne die Dualisierung des Rundfunksystems in den 1980er Jahren zu denken, ihre Renovierung für ein längst vollständig digital durchdrungenes Mediensystem erscheint überfällig. Die Chance des Projektes liegt aus Sicht des Projektteams darin, neue Nutzergruppen zu integrieren sowie die gemeinwohlorientierte Beteiligung im Sinne der Gesamtgesellschaft zu steigern. Dies kann gelingen, da Bürgermedien, auch historisch betrachtet, grundlegend partizipativ angelegt sind. Das Projekt öffnet das Mediensystem damit sowohl aus theoretisch-konzeptioneller wie aus empirisch-angewandter Sicht den Realitäten postdigitaler Partizipation.